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Shivaratri

Shivaratri, die Nacht Shivas, wird begangen in der dreizehnten Nacht der dunklen Mondphase eines jeden Monats. Im Monat Phalguna (Februar/März) feiert man die Maha Shivaratri, die große Nacht Shivas. Die Gläubigen fasten, gehen in den Tempel, bringen Opfergaben dar, hören Geschichten über Shiva, entzünden Lichter und durchwachen die Nacht.

Zahllose Shiva Mythen werden mit der Shivaratri in Verbindung gebracht, ich habe mich für eine wenig bekannte Geschichte entschieden, die zwar vom Durchwachen der Nacht abweicht, aber ein wenig mehr Substanz enthält als die anderen. Wie in den meisten religiösen Erzählungen im Hinduismus erfährt auch hier ein völlig Ahnungsloser (Gunanidhi) durch rein zufälliges Vollziehen irgendwelcher Handlungen den Segen eines Gottes. Hier wird er vom Tagedieb zum Schatzmeister der Götter.

* * *

In Kampilya lebte der Brahmane Yagyadutta, er hatte einen Sohn, Gunanidhi. Sein Vater schickte ihn zu einem Weisen, damit er die Schriften lerne, doch der Junge hatte daran kein Interesse, trieb sich herum und geriet auf die schiefe Bahn. Da seine Mutter ihren Sohn schützte erfuhr der Vater nie etwas davon. Eines Tages sah Yagyadutta am Finger eines Mannes einen Ring, der seinem Sohn gehörte. Darauf angesprochen erklärte der Mann, Gunanidhi habe ihn im Spiel an ihn verloren, und nicht nur diesen Ring, sondern auch weitere Besitztümer. Yagyadutta verstieß seinen Sohn. Dieser zog in die Wälder.

Als es Abend wurde legte er sich unter einen Baum und überdachte seine Situation. Er sah einige Menschen mit Opfergaben in Richtung des nahen Shiva Tempels ziehen. Da er hungrig war folgte er ihnen, wartete am Haupteingang bis alle schliefen und schlich dann in den Tempel, um die Opfergaben zu rauben.

Die Lichter waren fast ausgebrannt, so konnte er nicht gut sehen. Er riss sich ein Stück von seinem Gewand ab und machte einen Docht daraus, um eine Flamme neu zu entzünden. Nun konnte er die dargebrachten Speisen erkennen, packte sie ein und wollte den Tempel eben verlassen, als einer der Gläubigen erwachte und rief: ‚Ein Dieb, ein Dieb!‘ Alle erwachten und stürzten sich auf Gunanidhi, der im Tumult zu Tode kam.

Die Boten Yamas, des Herrn des Todes, trafen ein, um ihn in Yamas Reich zu holen. Gleichzeitig jedoch erschienen die Scharen Shivas um dies zu verhindern.

Sie erklärten den Boten Yamas, dass Gunanidhi sich für das Reich Shivas qualifiziert habe, denn er habe an Shivaratri gefastet, Geschichten über Shiva gehört und ein Licht entzündet. Für Gunanidhi sei die Geburt als König von Kalinga vorgesehen.

So wurde Gunanidhi in das Reich Shivas gebracht und als König von Kalinga wiedergeboren. Er renovierte und erbaute Shiva Tempel und festigte den Glauben an Shiva in seinem Reich. Im nächsten Leben wurde er als Kubera, Sohn von Vishravas und Ilavida, geboren und regierte über Lanka.

Vishravas war noch mit Kaikesi verheiratet, sie hatte drei Dämonen als Söhne, Ravana, Kumbakarna und Vibhishana. Ravana war auf Kubera eifersüchtig, griff ihn an und nahm sich Lanka.

Kubera begab sich zehntausend Jahre in Askese und war nur noch ein Skelett, als Shiva, zusammen mit Parvati, ihm erschien und ihm eine Gunst gewährte. Gunanidhi jedoch hatte nur Augen für Parvati. Sie verfluchte ihn, dass eines seiner Augen zerberste. Kubera beteuerte, er habe nur die herrlichen Juwelen Parvatis bewundert. Sie glaubte ihm, heilte das Auge, doch es blieb kleiner als das andere.

Shiva machte Kubera zum Wächter der nördlichen Himmelsrichtung und Parvati ernannte ihn zum Herrn der Schätze. Sein Reich sollte Alaka sein. Shiva wollte stets in der Nähe Kuberas weilen und errichtete Sein Reich gleich gegenüber, auf dem Berg Kailash.

(Den Mythos über Kubera und Ravana finden Sie auf meiner Mythenseite unter ‚Ramayana‘.)