Karttikeya
Shivas zweiter Sohn – Karttikeya
Der Weise Kashyapa zeugte mit Maya, der Illusion, drei Söhne, Surapadma, Simhamukha, Taraka.
Sie begannen mit Tapas, um von den Göttern die Gunst zu erwirken, über die Welten zu regieren und ein Königreich zu errichten, das dem Indras überlegen war. Die Dämonen waren schlau genug, nicht um Unsterblichkeit zu bitten, diese würde mit Sicherheit nicht gewährt. So baten sie darum, nur von Shiva besiegt werden zu können. Brahma gewährte ihnen den Wunsch. Sie waren vollauf zufrieden, wussten sie doch, dass Shiva sich nicht sonderlich dem Weltlichen verbunden fühlte. Er würde sie in Ruhe lassen.
(Ananth Iyer weicht vom ‚Urmythos‘ ab, in dem die Dämonen darum baten, nur von einem Sohn Shivas besiegt werden zu können. Die Erzählung als solche bleibt dadurch unverändert.)
Taraka plünderte den Himmel, trank und stieg den Frauen der Weisen nach. Surapadma baute eine herrliche Stadt, Viramahendrapura, die den Himmel an Pracht übertraf. Keiner konnte den Dämonen Einhalt gebieten.
Als der Weise Narada Parvati sah, die Tochter von Himavat, erkannte er, dass Sati wiedergeboren war. Er versprach, sie werde Shiva heiraten. Doch alle Versuche, Shiva zu gewinnen, schlugen fehl. Selbst Kama wurde von ihm zu Asche verbrannt. Parvati entschloss sich, durch Askese Shivas Aufmerksamkeit zu gewinnen. Es wirkte, Shiva fühlte sich zu ihr hingezogen. Zur Freude der Götter heirateten sie. Doch die Hoffnung, von den Dämonen befreit zu werden, erfüllte sich nicht. Shiva blieb versunken in Askese, zeigte keinerlei Interesse an der Welt.
Besorgt machten sich die Götter auf zum Kailash, weder Shiva noch Parvati waren zu sehen. Sie machten sich durch Rufe bemerkbar, nicht ahnend, dass sie den ungünstigsten Augenblick mit ihrem Besuch gewählt hatten, Shiva war mit Parvati zusammen. Missmutig erschien er, strahlendes Licht. Seinem Körper entströmte Hitze. Die Götter waren voll Furcht, Shiva könnte sie verbrennen wie einst Kama.
Vishnu ahnte ihre Ängste und bevor Shiva etwas sagen konnte, stimmte er ihn milde: ‚Shiva, Gott der Götter, wir kommen zu ungünstiger Stunde. So wie das Volk beim König Schutz sucht, so wenden wir uns an dich. Mayas Söhne quälen die Welten. Sie haben Indra den Thorn genommen und Taraka regiert nun im Himmel. Keiner außer dir kann die Tyrannei beenden. Nur du kannst uns retten. Die Dämonen können von keiner anderen Macht überwältigt werden.‘
Während Vishnu sprach, wurde das Licht um Shiva strahlender und seine Ausstrahlung heißer. Die Atmosphäre vibrierte … aummmmm … heller und heller … heißer und heißer. Das Licht war die Hitze.
Selbst mit geschlossenen Augen blendete das Licht, die Hitze wurde unerträglich. Plötzlich war alles verschwunden. Als die Götter ihre Augen wieder öffneten, standen Shiva und Parvati vor ihnen.
Shiva hielt eine strahlende Kugel und rief: ‚Agni!‘
Agni trat hervor.
‚Trage diese Kugel zum Berg Udaya, lege sie ins Schilf und eure Schwierigkeiten werden gelöst werden.‘
Agni streckte dankbar seine Hand aus und griff nach der Kugel. Kaum hatte er sie berührt zog er die Hand zurück. Die Kugel war so heiß, dass selbst er, der Herr aller Flammen des Universums, das Feuer selbst, sie nicht greifen konnte. Er verstand nun, warum das Licht plötzlich verschwunden war, es war in die Kugel eingegangen. Er verstand ebenso, was diese Kugel war. Es war der Same Shivas. Er war heißer als sein älterer Bruder Surya und weitaus heißer als alle seine Flammen zusammen.
Agni flog weg vom Kailash, um den Samen zum Udaya zu bringen. Sein Weg führe ihn über die Ganga. In all ihrer Erhabenheit sah er sie sich durch die Landschaft winden. Während er sinnierte verbrannten ihm die Hände. Beim Anblick der Ganga erhitzte sich der Samen von selbst. Doch Agni war nahe dem Udaya und musste den Samen nur noch für kurze Zeit halten … gleich war er da … doch es wurde zu heiß. Agni ließ den Samen in den Fluss fallen.
Die Wasser der Ganga zischten und kochten, mit einer riesigen Welle schwemmte sie den Samen ans Ufer. Agni war erleichtert. Doch dann sah er, dass die Kugel in sechs Teile zerborsten war, die nun im Schilf lagen. Angst überkam Ihn.
Sechs Juwelen lagen im Schilf. Sechs Damen, die Krittikas entdeckten die Juwelen, als sie zum Morgenbad an die Ganga kamen.
Agni schwebte über dem Ufer, er konnte alles sehen, doch konnte er nicht gesehen werden. Gespannt beobachtete er, was mit Shivas Samen geschehen würde. Jede der Krittikas nahm ein Juwel auf und, wie von Zauberhand, verwandelte es sich in ein Kind.
Sie waren überrascht und fasziniert. Die Faszination wich jedoch bald ihrem Mutterinstinkt. Jede nahm ihr Kind in den Arm und gab ihm die Brust. Die Kinder tranken und fühlten sich, nachdem sie satt und zufrieden waren, wohl in den Armen ihrer Mütter.
Da erschien eine Frau. Sie hatte Augen, schwarz wie Kohlen. Ihre Haut hatte die Farbe des Himmels bei Regen. Schwarz, lang und wallend war ihr Haar. Sie war die Göttin selbst, die Mutter aller Mütter. Die Krittikas verneigten sich vor ihr. Die Kinder in ihren Armen lachten und brabbelten beim Anblick der Göttin. Sie lächelte, breitete Ihre Arme aus und rief ihre Kinder zu sich. Alle sechs verließen die Arme der Krittikas und landeten in den Armen der Göttin. Sie umarmte sie liebevoll und plötzlich wurden die sechs Kinder ein Körper mit sechs Köpfen und zwölf Armen. Und wäre das nicht genug, das Kind wuchs und wurde älter. Es wuchs, bis es das Alter von sechs Jahren erreicht hatte. Und wo vorher die Göttin gestanden hatte, stand nun Parvati.
Der Retter der Götter war auf Erden erschienen. Agni kam herab, leuchtete strahlend auf und stellte sich vor: ‚Junger Herr, ich bin Agni, dein Pflegevater. Ich habe dich in meinen Händen getragen. Herrlich und wundersam sind die Umstände deiner Geburt. Dir steht eine große Aufgabe bevor. Im Namen der Götter lade ich dich ein, zu uns zu kommen, damit wir dich die Kriegskunst lehren. Du wirst sie brauchen, wenn du gegen die Dämonen kämpfen wirst, die uns des Himmels verwiesen haben.‘
Der sechsköpfige Junge lachte Agni an, der ungeduldig wartete, von ihm oder seiner Mutter Parvati eine Antwort zu erhalten. Es kam keine Antwort.
Da entstieg der Ganga die Göttin, als die sie verehrt wird. Sie schritt auf der Wasseroberfläche, kam ans Ufer und nahm den sechsköpfigen Jungen in ihre Arme.
‚Ich bin Ganga, die Schwester deiner Mutter und eine Mutter für dich, denn ich nahm dich auf, als Agni dich mir übergab. Durchstreife das Land mit mir und lerne von allem was du siehst.‘
Ein Wind trug die Stimme einer Frau herbei, das Gras neigte sich, die Blätter rauschten: ‚Dieser Junge ist mein Sohn, er hat in meinem Gebiet Gestalt angenommen. Er soll im Wald mit dem Wald erwachsen werden. Tiere und Bäume sollen seine Gefährten sein.‘
Als die sechs Krittikas merkten, dass das Kind, das sie fanden, von allen Seiten beansprucht wurde, sprachen sie: ‚Wir haben ihn gefunden und gestillt. Er ist unser Sohn, denn wir sind seine Leben spendenden Mütter. Es ist unser Recht, ihn großzuziehen bis er ein Mann ist.‘
Was sich zu einem Zwist entwickelte, wurde durch das Erscheinen Shivas jäh unterbrochen. Ihn vor sich sehend, beendeten sie ihren Streit und fielen ihm zu Füßen.
‚Dieser Junge ist geboren aus meinem Samen. Er wird unter vielen Namen bekannt werden. Am berühmtesten wird er unter dem Namen Karttikeya sein, da ihn die sechs Krittikas fanden und stillten. Da Brahma mich bat, diesen Jungen auf die Welt zu bringen, muss ich ihn zu mir nehmen. Er wird am Kailash aufwachsen und Parvati wird seine Mutter sein. Er wird die göttliche Armee führen und die dämonischen Kräfte Surapadmas vernichten.‘
* * *
‚Swaminatha!‘ Shiva rief seinen Sohn bei dem Namen, der ihn auszeichnete über ihm, Shiva selbst, zu stehen. Herr des Herrn, bedeutet, dass Karttikeya einst Shiva demütigte, als er ihn das Wissen um die heilige Silbe AUM lehrte.
Brahma kam zu Besuch zum Kailash, er war in Eile und vergaß, Karttikeya zu grüßen. Karttikeya fragte ihn später freundlich, was ihn vergessen ließ, zu grüßen. Selbstbewusst antwortete Brahma: ‚Die Bürde der Aufgabe der Schöpfung.‘
Karttikeya fragte ihn, woher er das Wissen über die Schöpfung nehme. Brahma antwortete wahrheitsgemäß: ‚Aus den Veden.‘
Karttikeya bohrte weiter und wollte wissen, was der Ursprung der Veden sei. Brahma antwortete wieder wahrheitsgemäß: ‚Pranava, der Klang von AUM.‘
Karttikeya lächelte und fragte ihn nach dem Ursprung von Pranava. Brahma wusste die Antwort nicht.
Karttikeya ließ Brahma verhaften, da er eine zu große Wissenslücke bei ihm erkannt hatte.
Als Shiva dies zu Ohren kam, ließ er seinen Sohn rufen. Karttikeya wies höflich darauf hin, dass der Schöpfer nicht in der Lage war, ihm die Schöpfung zu erklären.
Shiva wollte ihn beruhigen, dass Brahma sicher wegen Karttikeyas Jugend ihm die Beschreibung der Schöpfung nicht im Detail darlegen wollte, da sie äußert komplex sei.
Karttikeya wies Shiva darauf hin, dass alles Komplexe einfach zu beschreiben sei. Die Unfähigkeit dazu, zeige nur das Fehlen des wahren Wissens. Er erklärte die Bedeutung von AUM, die Zusammensetzung der drei Silben, die Schöpfung, Erhaltung und Auflösung in sich tragen.
Shiva lächelte stolz: ‚Mein Sohn, es ist nun die Zeit gekommen, deiner Bestimmung zu folgen. Kämpfe gegen Surapadma und seine Brüder und erlöse die Götter aus ihrer misslichen Lage.‘
Shiva entließ aus seinem dritten Auge einen Lichtstrahl, aus dem eine kleine Gruppe von Soldaten entstand. Ihr Leiter trat hervor und grüßte Shiva und Karttikeya.
Shiva sprach: ‚Das sind meine Heerscharen, angeführt von Virabahu. Sie sind Meister der Kriegskunst. Führe sie zum Sieg, mein Sohn.‘
Nun segnete Parvati ihren Sohn. Ein Wind entstand aus ihr. Sie nahm die Gestalt der Göttin an und ein strahlendes Licht entwich ihr. Sie hielt ihren rechten Arm etwas weg vom Körper und das Licht erstrahlte in ihrer Hand. Sie nahm wieder die Gestalt Parvatis an und der Lichtstrahl wurde ein strahlender Speer. Der Schaft war golden, die Spitze hatte die Form eines Pipal Blattes: ‚Das ist deine Waffe, mein Sohn, der Vel.‘
Ausgerüstet mit diesem Vel und mit Shivas Heerscharen hinter sich, machte sich Karttikeya auf, um Viramahendrapura, die Hauptstadt des Dämons Surapadma, zu erobern.
Simhamukha, der Bruder Surapadmas, war völlig außer Atem, als er im Thronsaal ankam: ‚Er kommt. Er ist ein Gegner wie kein anderer. Er kämpft ohne Harnisch, er ist gekleidet wie ein Asket, wie sein Vater, der dreiäugige Gott der Zerstörung. Meine Spione haben mir mitgeteilt, dass seine Armee nur ein Bruchteil der Armee Indras ausmacht.‘
Surapadma lachte: ‚Ein besonderer Gegner, in der Tat! Kein Harnisch? Eine Handvoll Soldaten? Was beunruhigt dich derart, Simhamukha?‘
Taraka und Ajamukhi, die Schwester, kicherten. Simhamukha warf ihnen einen strengen Blick zu, doch nur Taraka hörte auf zu lachen.
‚Mein Bruder, du weißt doch, um was wir Brahma gebeten haben, oder? All die vielen Jahre haben wir die Früchte unserer Askese genossen und den Schöpfer erfreut. Wir haben den Himmel in Schutt und Asche gelegt, die Erde geplündert, eine herrliche Stadt erbaut und regieren über die drei Welten. Wir verdienen mächtige Gegner, doch wissen wir, dass sie uns nichts anhaben können. Wir wissen, dass uns keiner besiegen kann. Darauf ist Verlass. Nun greift uns Shivas Sohn an, er ist unser Schicksal. Wir müssen ihn um Vergebung bitten. Wir müssen büßen. Das ist der einzige Weg.‘
Surapadma schaute in die Runde und alle lachten lauthals.
‚Was ist in dich gefahren, mein Bruder? Schau dich an. Du bist der Herr der drei Welten, der Herr von allem was du siehst, der Bruder von Surapadma. Keine Macht kann dir etwas anhaben. Oder mir. Wir sind unverwundbar. Wir werden für ewig regieren. Der Junge, von dem du sprichst, dieser Sohn Shivas, ist ein Bürschchen. Er muss verrückt sein, wenn er glaubt mit einer Handvoll von Shivas bekifften Soldaten Viramahendrapura einnehmen zu können. Wir baten Brahma, dass uns nur Shiva vernichten kann, nicht sein Sohn. Wenn der Dreiäugige glaubt, seinen Sohn schicken zu können, um uns zu vernichten, dann wird er sehen, dass er sich geirrt hat. Wenn du mich fragst, Shiva fürchtet uns. Warum sollte er sonst einen Jungen schicken, um das zu tun, was seine Aufgabe ist. Shiva fürchtet sich, uns im Kampf gegenüberzustehen, mein Bruder. Wenn das nicht der Beweis unserer Macht ist …‘
Simhamukha sagte nichts, sein Bruder war vom Stolz übermannt, durch kein Argument mehr zu erreichen. Seine beiden Brüder, kriegerisch und aggressiv, würden nur Öl ins Feuer gießen. Er zog sich in seine Gemächer zurück und schaute mit Sorge dem entgegen, was geschehen würde.
Karttikeya, Virabahu und die Heerscharen kamen geschwind voran. Karttikeya stand in einem Wagen, die Heerscharen an seiner Seite. Als sie dabei waren, Viramahendrapura zu betreten, änderte sich die Landschaft, von grünen Wäldern kamen sie in eine kahle Landschaft ohne Leben. Die Vegetation war eintönig, dorniges Gestrüpp wuchs überall. Karttikeyas Pferde kamen nicht weiter, da der Wagen in einer Rille festhing, Kiesel lagen herum. Karttikeya stieg vom Wagen, um zu sehen, wie man am besten weiterkam. Ein Zittern war zu spüren. Die Erde bebte. Sie nahmen ihre Waffen, vielleicht war ein Dämon am Werk. Da hörten sie eine Stimme: ‚Hier spricht Krauncha, ich weiß was ihr vorhabt. Geht dahin zurück wo ihr herkommt, oder ihr sollt mich kennenlernen!‘
Karttikeya erkannte, dass das Land, auf dem sie standen, kein Land war.
Er befahl: ‚Zieht euch zurück! Geht zurück, bis ihr den Wald erreicht. Haltet erst, wenn ihr Gras unter den Füßen habt!‘
Die Heerscharen wurden gewahr, was ihr Anführer merkte, sie hatten den Körper eines Dämons bestiegen. Die Kiesel waren Warzen, die Rille der Buckel, die dornigen Pflanzen das Haar. Sie konnten sich nicht vorstellen, wo der Körper begann und wo er endete. Karttikeya nahm seinen Speer und schoss ihn auf den Dämon Krauncha. Der Körper des Dämons zerbarst in tausend Stücke. Der Speer kam zu Karttikeya zurück und sie setzten ihren Weg nach Viramahendrapura fort.
Karttikeya beauftragte Virabahu, Frieden anzubieten. Surapadma solle sich ergeben und den Göttern ihr Reich zurückgeben. Virabahu wurde von einem Boten zu Surapadma gebracht.
Als Virabahu eintrat, sah er Surapadma, seine zwei Brüder und seine Schwester. Sie saßen erhöht und blickten auf ihn herunter. Es gab keinen weiteren Sitz in dem Raum. Das war eine Demütigung für ihn. Er dachte an Karttikeya und ein Sitz erschien, nun saß er in Augenhöhe mit den anderen.
Virabahu überbrachte Karttikeyas Angebot. Sie sollten die Erde verlassen und sich in die unteren Welten zurückziehen, die für sie geschaffen wurden. Dort könnten sie in Ruhe leben und müssen Shiva nicht fürchten.
Surapadma sprach: ‚Richte Deinem Herrn aus, dass Surapadma alle Vorschläge ablehnt. Surapadma und sein Heer werden jeden Gegner besiegen, er fürchtet niemanden. Der Invasor Karttikeya wird keine Gnade erfahren. Er wird nach den Gesetzen der Dämonen bestraft werden.‘
Der Kampf begann. Surapadmas Heer übertraf Karttikeyas Heerscharen. Doch konnte er durch keine Waffe getötet werden. Surapadma verlor die meisten seiner Generäle. Er beschloss, selbst am Kampf teilzunehmen. Sein Sohn Banukopa wollte ebenfalls kämpfen. Der Junge fiel schon am ersten Tag.
Nun griff Taraka ein, um den Tod seines Neffen zu rächen. Taraka war in Besitz göttlicher Waffen, ihm stellte sich Karttikeya selbst entgegen. Karttikeya, ein Junge von elf Jahren, im Gewand eines Asketen, in einem einfachen Wagen fahrend, nur einen Speer in Händen, kämpfte gegen den mächtigen Dämon. Taraka verschoss alle seine mächtigen Waffen, Karttikeya konterte mit Leichtigkeit. Zum Schluss schoss er seinen Speer auf Taraka, der ihn zerfetzte. So besiegte der Sohn Shivas den ersten der drei Brüder.
Der nächste Gegner war Simhamukha, auch er kämpfte mutig. Er besiegte Virabahu und griff Karttikeya an. Karttikeyas schmetterte alle seine mächtigen Waffen ab. Als der Dämon erkannte, dass er nicht gewinnen konnte gab er auf und verneigte sich vor Karttikeya. Karttikeya verschonte sein Leben und sprach: ‚Du Löwe unter deinem Volk, werde als Löwe das Reittier der Göttin Durga.‘
Nun zog Surapadma auf einem fliegenden Wagen in die Schlacht. Als er Virabahu angreifen wollte, ging Karttikeya dazwischen und schoss mit seinem Speer den Wagen ab. Surapadma nahm die Gestalt eines Adlers an und schoss auf Karttikeya hinab, dieser schlug mit seinem Schwert nach ihm. Um den Sturz abzumindern, nahm er die Gestalt eines Baumes an. Karttikeya schlitzte den Baum auf, Surapadma kam heraus. Als Karttikeya seinen Speer gegen ihn erhob ergab er sich.
Simhamukha hatte recht gehabt. Ein Gegner ohne Gleichen. Er sah, wer der Junge wirklich war, der Sohn Shivas und Parvatis. Karttikeya war nicht verschieden von Shiva.
Surapadma überkam das Gefühl der Reue. Karttikeya, der die Wandlung spürte, segnete ihn.
Da beide ihre Untaten bereuten, segnete Karttikeya Simhamukha und Surapadma. Simhamukha wurde ein Löwe, das Reittier der Göttin. Surapadma wurde das Emblem in Karttikeyas Banner, ein Hahn, und Karttikeyas Reittier, der Pfau.
Die Götter wurden aus dem Gefängnis von Viramahendrapura befreit und Indra war wieder König. Karttikeya wurde der General der Armee der Götter, mit ihnen gewann er viele Schlachten. Indra bot Karttikeya die Hand seiner Tochter an. Die Hochzeit von Karttikeya und Devasena wurde festlich begangen.
* * *
In seiner Jugend hatte Karttikeya sich in die Töchter Vishnus, Amritavalli und Sundaravalli, verliebt. Vishnu versprach, dass die beiden wiedergeboren und ihn heiraten würden.
Amritavalli wurde als Devasena, Tochter Indras, geboren.
Sundaravalli wurde als Valli, Tochter Nambirajans, eines Stammeshäuptlings, geboren.
Indra besuchte einst Vishnu und Lakshmi. Als die drei zusammensaßen, erschien der Weise Kanva. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie ihn nicht bemerkten. Erbost über dieses unhöfliche Verhalten verfluchte er sie. Vishnu sollte als stummer Weiser geboren werden, Lakshmi als Reh, Indra als Jäger.
Der Weise lebte in einer Einsiedelei in dem Wald, in dem Indra jagte und Lakshmi als Reh lebte.
Eines Tages sah der Weise das Reh und verliebte sich. Das Reh gebar ein Mädchen. Vor Schreck flüchtete das Reh und ließ das Kind zurück. Indra fand es in einer Schlingpflanze (Valli) liegend, nannte es Valli und zog es auf.
Der Weise Narada informierte Karttikeya, dass Sundaravalli als Valli wiedergeboren sei und er sie nun heiraten könne. Erfreut machte er sich in Gestalt eines Jägers, auf den Weg zu ihr. Er sah sie auf dem Feld, wo sie Vögel verjagte, damit sie das Korn nicht aufpickten. Er fragte sie, ob sie ein Reh gesehen habe. Sie verneinte und wies ihn zurecht, dass es sich nicht gehöre, eine Frau einfach so anzusprechen. Als der Jäger nur lachte, wurde sie zornig und rief ihre Brüder zur Hilfe. Der Jäger wurde noch dreister und bat sie, seine Frau zu werden. Als sie nochmals nach ihren Brüdern rief, verwandelte er sich in einen Baum.
Nachdem sie Vallis Ruf gehört hatten kamen ihre Brüder angerannt, doch zu ihrem Erstaunen sahen sie nur den Baum. Offenbar hatte sich Valli einen Spaß mit ihnen erlaubt. Sie gingen zurück.
Bald erschien ein Bettler, Valli hatte Mitleid mit ihm und bot ihm etwas zu Essen an. Doch er lehnte ab und bat sie, ihn zu heiraten. Sie lächelte und erklärte ihm, dass sie nur Karttikeya heiraten würde. In diesem Moment kam ein wilder Elefant auf sie zugerannt. Valli flüchtete sich in die Arme des Bettlers. Er machte ihr wieder einen Heiratsantrag, aus Furcht stimmte sie zu. Der Elefant verschwand.
Als die erschreckende Situation vorüber war, bat Valli den Bettler, ihr Heiratsversprechen zurücknehmen zu dürfen, da er es ihr in Not abgerungen hatte. Sofort kam der Elefant zurück. Wieder flüchtete sie sich in die Arme des Bettlers und versprach, ihn zu heiraten, wenn er nur den Elefanten vertreibe.
Da stand Karttikeya vor ihr. Glücklich schloss er sie in seine Arme. Nambirajan bereitete die Hochzeit vor und das Paar ging zurück zum Kailash.
Aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung von Ananth Iyer.