Ganesha
Shivas erster Sohn – Ganesha
Nandi war der Anführer von Shivas Heerscharen (Ganas). Einst bat Parvati ihn, vor der Tür zu wachen während sie ihr Bad nahm. Als Shiva kam und Zutritt verlangte, war Nandi in einem Dilemma, es stand ihm nicht zu, seinem Herrn etwas zu verwehren, andererseits wollte er Parvatis Auftrag erfüllen. Am Ende gehorchte Nandi Shiva, sehr zum Verdruss Parvatis.
Parvati besprach das Thema mit ihren Zofen, sie schlugen vor, sich einen eigenen Wächter zu erschaffen, der ihr untergeben war, nicht Shiva, denn es seien ihre Gemächer, nicht Shivas. Diese Idee fand sie so gut, dass sie sofort damit begann. Täglich trug sie Sandelholzpaste auf ihre Haut auf, diese schabte sie ab und modellierte daraus einen gut gewachsenen Jungen, dem sie Leben einhauchte. Parvati segnete ihren Sohn, stattete ihn mit einem Stock und einer Keule aus und bat ihn, vor der Tür zu wachen, solange sie ihr Bad nehme. Damit er nicht hungrig werde, gab sie ihm eine Platte mit Süßigkeiten.
Ganesha war gerade am Naschen als Shiva kam. Ohne das ihm fremde Wesen zu beachten, wollte er eintreten.
‚Mein Herr, sie haben kein Recht, hier einzutreten. Parvati nimmt ein Bad und sie hat mich beauftragt, niemanden einzulassen.‘
Shiva lachte: ‚Junger Mann, ich bin der Herr des Universums und dies ist mein Haus.‘
Er wollte an Ganesha vorbei, doch dieser stellte sich ihm in den Weg. Irritiert wollte Shiva ihn wegstoßen, der Junge nahm seine Keule und schlug nach ihm. Shiva wusste nicht, was er von diesem Jüngling halten sollte, noch nie hatte ihm jemand den Zutritt zu seinem Heim verwehrt. Er stürme zornig davon. Ganesha lachte und wandte sich wieder seinen Süßigkeiten zu.
Shiva bat Nandi, herauszufinden, wer dieser unnachgiebige Junge sei. Nachdem auch er Ganeshas Keule kennengelernt hatte, berichtete er Shiva was geschehen war und dieser wandte sich an Brahma, damit er etwas über diesen Jungen in Erfahrung bringe.
Brahma nahm die Gestalt eines Weisen an und machte sich mit den Göttern, ebenfalls als Weise verkleidet, auf den Weg zu Ganesha. Als er ihn fragte, warum er Shiva nicht einlasse, zog er ihn am Bart und schlug nach ihm. Alle flohen.
Nun war es Shiva zu viel, sein Zorn kannte keine Grenzen mehr. Dem Jungen konnte man offenbar nur mit Gewalt Herr werden. Er schickte seine Heerscharen unter der Leitung Nandis.
Als Ganesha sie kommen sah verhöhnte er Nandi und fragte ihn, ob er ein zweites Mal Prügel einstecken wolle. Die Heerscharen griffen mit Speeren und Schwertern an, konnten ihm jedoch nichts anhaben, Er war flinker. Verletzt und niedergeschlagen zogen sie sich zurück.
Parvatis Zofen sahen das alles und informierten sie, dass man gegen ihren Sohn kämpfe. Sie nahm ihre zornvolle Gestalt, Kali, an und beschützte ihren Sohn. So wurde Shiva von ihr empfangen, als er mit seiner Armee erschien. Kali wehrte den Angriff ab.
Shiva wunderte sich, warum die Göttin solch einen Aufwand trieb, um diesen Jungen zu schützen. Doch sein Stolz war verletzt und er dachte nicht weiter nach.
Er bat Vishnu um Rat. Er riet, die Göttin zur Ruhe kommen zu lassen und sich zurückzuziehen. Wieder triumphierte Ganesha. Kali zog sich ebenfalls zurück, bereit, jederzeit wieder zuzuschlagen.
Für eine Zeit lang war Ruhe eingekehrt. Dann sah Ganesha Vishnu auf Garuda heranfliegen, mit Waffen in Händen. Er warf seine Keule nach Vishnu.
Garuda fing sie mit seinem Schnabel auf und Vishnus Sudarshana Chakra trennte Ganesha von seinem Stock. Shiva, der sich hinter einem Stein versteckt hatte, nutzte die Gelegenheit, warf seinen Dreizack nach dem Jungen und enthauptete ihn.
Als Parvati davon erfuhr nahm sie wieder ihre zornvolle Gestalt an und entließ ihren Zorn gegen ihren Mann. Shiva war entsetzt, als er hörte, dass er seinen Sohn getötet hatte. Er beruhigte Parvati und versprach ihr, dass er ihn wieder zum Leben erwecken werde. Vishnu wollte dabei behilflich sein, auch ihm ging der Schmerz Parvatis ans Herz.
Shiva rief aus: ‚Brahma! Vishnu! Macht euch auf und bringt mir den Kopf des ersten Lebewesens, das euch begegnet. Ich werde seinen Kopf auf den Körper meines Sohnes setzen und er wird wieder leben. Beeilt euch!‘
Brahma und Vishnu eilten davon. An einem Fluss trafen sie einen Elefanten. Vishnu befreite ihn aus dem Kreislauf von Geburt und Tod (Samsara) und enthauptete ihn mit Sudarshana Chakra. Mit dem Kopf eilten die beiden zurück zum Kailash, wo Shiva noch immer seine weinende Frau beruhigte. Schnell setzte er den Elefantenkopf auf den Körper seines Sohnes und Ganesha wurde lebendig wie eh und je.
Alle Götter segneten Ganesha und Shiva ernannte ihn zum Herrn (Isha) über die Ganas. Auch legte er fest, dass Ganesha stets vor ihm, zu verehren sei.
Aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung von Ananth Iyer.