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Frosch und Ganga

Ganga ist in dieser Erzählung eine Göttin in Menschengestalt und der weibliche, göttliche Fluss. Es handelt sich um eine Episode aus dem Mahabharata des Volksstammes der Bhil.

Ganga nimmt ein Bad in der Ganga. Ein Schakal beobachtet sie, er ist hingerissen von ihr und ruft: ‚Willst du mich heiraten?‘

‚Wer spricht?‘

‚Ich, ein Schakal.‘

Ganga kümmert sich nicht um ihn, doch der Schakal wird zudringlich. Sie wirft einen Stein nach ihm und verletzt ihn am Auge. Der Schakal wird böse. Wenn sie ihn nicht heiraten wolle, so solle sie es sagen, doch habe sie keinen Grund, sein Auge zu verletzen. Er verfolgt Ganga, die zum Berg Mersimer eilt, wo ihr Guru Sarsankhar weilt. Sie versteckt sich hinter ihm und erzählt ihm was geschah. Als der Schakal völlig außer Atem ankommt, verbrennt der Guru ihn zu Asche und bittet Ganga, die Asche in die Ganga zu werfen.

Der Schakal war einst ein Frosch auf Pilgerreise zur Ganga. In einer Stadt wird er von einer Kuh Herde zertrampelt. Seine Seele geht in den Leib einer unfruchtbaren Bania Frau (Händlerzunft) ein. Sie schenkt einem Sohn das Leben. Als er erwachsen wird sucht er sich Arbeit, kommt in die Stadt Indras und bewirbt sich auf eine offene Stelle. Indra fragt nach seiner Abstammung und stellt ihn an.

Eines Morgens trifft er eine Bhangin Frau (Straßenkehrerzunft), die den Markt fegt. Sie gefällt ihm und er streift ihr ein goldenes Gewand über. Als Indra sie sieht fragt er sie, woher sie das goldene Gewand habe. Sie erzählt von dem Bania.

Indra gerät in Zorn, nur seine Gattin, durfte solch edle Gewänder tragen. Der Bania wird entlassen. Er bittet um seinen Lohn für all die Jahre und erhält einen Karren voll Geld. Er weiß nicht, was er mit so viel Geld tun solle, entscheidet, die Hälfte in eine Pilgerreise zur Ganga zu investieren und danach nach Hause zurückzukehren.

Auf der Reise stirbt einer seiner Bullen. Er betet zu Surya um Hilfe. Surya bringt den Bullen ins Leben zurück, verlangt dafür die Hälfte des Geldes. Der junge Mann erreicht die Ganga und wirft das Geld in den Fluss. Surya fängt ihn auf dem Rückweg ab und fordert seinem Anteil. Er erzählt was er getan hat, Surya gerät in Zorn und verwandelte ihn in einen Schakal.

Als Ganga die Asche des Schakals dem Fluss übergibt spricht die Asche, dass sie seine Frau sei.

Ganga kehrt in die Unterwelt zurück.

Aus der Asche entsteht ein Baum, dessen Zweige in die Ganga hängen. Er erzählt der Ganga, dass sie seine Frau sei.

Ganga wird zornig, wird zum reißenden Fluss und entwurzelt den Baum.

Während er in ihren Fluten mitgerissen wird spricht er: ‚Du bist meine Frau, und weil du mich so liebst darf ich auf dir liegen.‘

Ganga schwemmt den Baum ans Ufer.

Zwölf Jahre lag er da, als Guru Sarsankhar zum Bad an die Ganga kommt. Er berührt den Baum und spricht: ‚Erwache Feuer, erwache!‘

Schon kommt Feuer aus dem Baum. Und Prinz Shantanu.

Sarsankhar nimmt ihn mit in seine Einsiedelei. Dort fertigt Shantanu Pfeil und Bogen, schießt Vögel und wirft sie ins Opferfeuer. Der Guru verbietet es ihm, Shantanu erklärt, dass er so lange weitermachen werde, bis er Ganga zur Frau bekäme. Sarsankhar ruft Ganga und bittet sie, Shantanu zu heiraten. Ganga erscheint und willigt ein, unter der Bedingung, dass alle ihre Kinder in der Ganga versenkt würden.

Shantanu war ein Frosch. Der Frosch will sich weiterentwickeln und macht sich auf Pilgerreise zur Ganga. Auf einer Pilgerreise getötet zu werden, noch dazu durch das heiligste aller Tiere, die Kuh, ist das Beste was einem geschehen kann.

Der Frosch wird als Mensch, als ein Bania, wiedergeboren. Seine Geburt ist ein Segen für seine Mutter, denn sie war unfruchtbar, das Schlimmste was einer Frau in Indien geschehen kann. Seine Geburt erlöst diesen Fluch.

Während seiner Arbeit für Indra zeigt er Größe. Er beschenkt eine Bhangin, eine Frau aus niederster Gesellschaftsschicht.

Wieder geht er auf Pilgerreise, allerdings ist diese nicht vom Glück begünstigt. Surya verflucht ihn und er wird ein Schakal.

Bei genauer Betrachtung ist dies jedoch kein Niedergang. Er wird am heiligen Berg Mersimer zu Asche verbrannt und in die Ganga gestreut. Als Baum ist er der Ganga nah. Nun, als Shantanu, heiratet er sie. 

Als Frosch war sie sein Ziel. Sie, der heilige Fluss. Er, der Pilger.

Als Bania blieb diese Beziehung gleich. Sie, das Ziel. Er, der Pilger.

Als Schakal begehrte er sie und verlangte danach, sie zu heiraten. Sie weist ihn ab.

Als Asche ist er erstmals mit ihr vereint.

Als Baum zieht sie ihn zu sich heran, nimmt ihn mit auf ihre Reise.

Als Shantanu wird sie endlich seine Frau.

Durch diese Serie von Leben wurde der Frosch Ganga würdig.

 

 

Aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung von Satya Chaitanya.