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Hinduismus

Ich will hier etwas Struktur in die Vielfalt des Hinduismus bringen, daran anknüpfend was es mir einst schwer gemacht hat. Alles finden Sie in meinem Lexikon näher erläutert und werden darin weitergeführt.

Wenn etwas, das Sie interessiert, nicht dabei ist oder Sie sonst eine Frage haben, dann schreiben Sie mir an kontakt@shivadarshana.de – ich freue mich – was ich weiß gebe ich gern weiter.

Der Hinduismus in seiner Gesamtheit ist nicht darstellbar, zu vielfältig sind die Traditionen. Ein Bengale erzählt Ihnen etwas ganz anderes als ein Tamile. Auch bei uns verwendet ein russischer Christ sicher andere Worte als ein spanischer, wenn er von seinem Glauben erzählt. Ein Rosenkreuzer hat andere Ideale als ein Anthroposoph, ein katholischer Christ andere Ansichten als ein evangelischer.

Vorwort

Wer sich mit dem Hinduismus beschäftigt stolpert zu allererst über die vielen unterschiedlichen Namen und ein scheinbares Chaos vieler Götter. In der Regel hat jeder Gott tausend Namen, die jeweils einen Aspekt von ihm beschreiben.

Der Hindu kennt nur einen Gott, benennt diesen aber vielfältig. Ich will es mit einem Bäcker vergleichen. Er stellt aus Teig etwas her, das wir, je nach Zutat und Form, verschieden benennen, vom Vollkornbrot bis zur Brezel, am Ende ist alles nur Teig. Und so sieht es der Hindu mit Gott. Das eine höchste Wesen in Seiner Vielfalt wird vielfältig benannt.

Auch wird ein Gott danach benannt was Er im Mythos vollbracht hat. So heißt Krishna auch Madhusudana, weil Er einst den Dämon Madhu vernichtete. Oder an einem Ort geschah ein Wunder, also bekommt der Gott einen Namen, der auf dieses Wunder hinweist, ein Tempel wird errichtet oder ein Badeplatz, ein Tirtha, was ihn zum Pilgerort macht. Als in unserer Kultur die Religion noch einen Stellenwert hatte war es nicht anders. An durch ein Ereignis heilig gewordenen Plätzen wurden Klöster und Kirchen errichtet.

Jeder Mensch hat eine andere Vorstellung von Gott und damit jede Vorstellung Erfüllung findet gibt es so viele Gottesvorstellungen (Götter) wie es Menschen gibt. Lesen sie zu dritt ein Buch und jeden wird etwas anderes berühren. Betrachten sie zu dritt ein Bild, jeder sieht in ihm etwas anderes. Nicht anders ist es mit der Gottesvorstellung.

Indiens Weise haben tausende von Versen verfasst, um dem Menschen das Mysterium nahezubringen. Alle Verse drehen sich um dasselbe, in allen Varianten der Ansichten und des Ausdrucks. Der Leser, der es beim ersten Satz nicht versteht, versteht es vielleicht beim fünfzigsten und für den, der es beim fünfzigsten noch nicht verstanden hat schreibt der Verfasser weitere hundert Verse, um ihm die Möglichkeit zu geben, es beim hundertfünfzigsten Vers verstanden zu haben. Wenn es noch nicht soweit ist kann sich der Leser einem anderen Weisen zuwenden, der das Thema aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, mit tausend Versen, wieder hat der Leser die Möglichkeit, das Seine und sich zu finden.

Diese unendliche Vielfalt im Hinduismus dient nicht dazu, uns zu verwirren, sondern um die Vielfalt der menschlichen Vorstellungen und Empfindungen zu spieglen.

Darshana, Anschauung, nennt der Hindu das, was bei uns gern als ‚so ist es‘ festgelegt wird. Der Hindu kennt kein ‚so ist es‘, sondern ein ‚sowohl als auch‘. Jeder Mensch hat eine andere Anschauung des göttlichen/kosmischen Geschehens.

Erfassen werden wir Außenstehende den Hinduismus nie, man muss hineingeboren werden und das Verstehen durch die Muttermilch erwerben.

Und dass es ‚den Hinduismus‘ nicht gibt ist eine Tatsache, zu vielfältig sind die Traditionen der Milliarde Inder.

Brahma, Vishnu, Shiva

Die alten Texte kannten Vishnu und Brahma. Vishnu war das Urwesen, aus dessen Nabel ein Lotus wächst auf dem Brahma sitzt und die Welt erschafft. Brahma kann ohne den Willen Vishnus nicht erschaffen, so wie keine göttliche Kraft wirken kann, ohne den Willen Vishnus. Wenn der kosmische Zyklus beendet ist geht das Universum wieder in Vishnu ein, auch Brahma. Vishnu ruht dann bis wieder ein neuer Zyklus beginnt und ein neuer Lotus mit einem neuen Brahma wächst.

Neben vielen anderen Vedischen Göttern, die allesamt Naturphänomene darstellten, war Rudra ein aus Brahmas Zorn geborener Gott, der Leid über die Menschen bringen konnte, also Zerstörung im weitesten Sinn.

Nun brachten die Drawiden, die nach Südindien einwanderten, ihren Gott mit und der hieß Shiva. Dieser Shiva musste ‚eingemeindet‘ werden und man machte Rudra zu Shiva. Was dazu führt, dass auch heute manchmal von Rudra gesprochen wird, wenn Shiva gemeint ist.

Für die Drawiden war Shiva was für den Rest der Inder Vishnu war, der Allmächtige. Natürlich hatten beide ihre eigene Ikonographie.

So kam es zu der ‚Trennung‘ der Vishnu Anhänger, der Vaishnavas, und der Shiva Anhänger, der Shaivas.

Und damit fängt ein großer Teil des Verwirrspiels für uns Außenstehende an. Denn es gibt nicht nur eine Trennung, sondern auch eine Vermischung. Die Vaishnavas und die Shaivas haben eine Vielzahl von Anschauungen begründet, die sich in Glaubensgemeinschaften zusammenfinden. Dann gibt es noch den Glauben an die Göttin, wieder mit einer Vielzahl von Varianten.

So liest man über Shiva und ein paar Zeilen später steht da Mahesh, im nächsten Absatz Ishvara und alle drei Begriffe meinen schlicht und einfach Gott, der Schreiber gibt sich als Anhänger Shivas zu erkennen. Wäre er ein Anhänger Vishnus stünde da Vishnu, Bhagavan und Ishvara.

Ishvara ist die neutrale Bezeichnung für das Wesen, das als Gott verehrt wird.
Shiva und Vishnu sind zwei Namen Gottes.
Mahesh und Narayan bezeichnen eine Qualität dieses Gottes.
Shiva wird als Mahesh bezeichnet, als der höchste (maha) Herr (Ishvara).
Narayana ist Vishnu in Seiner Urform aus der die Schöpfung hervorgeht.

Lese ich also Mahesh, dann kann es nicht Vishnu sein. Lese ich Narayana kann es nicht Shiva sein. Lese ich Ishvara können es beide sein.

Brahma, Vishnu, Shiva ist eine Dreiheit, die die kosmischen Akte Schöpfung, Dauer und Zeit darstellen. Brahma erschafft, Vishnu erhält bis Shiva beendet. Brahma lässt die Blüte keimen, Vishnu lässt sie blühen, Shiva lässt sie verblühen.

Shiva wird meist als Zerstörer bezeichnet, Er zerstört nicht, Er beendet. Shiva ist das ‚stirb‘, damit etwas Neues ‚werden‘ kann.

Die Gottesvorstellung

Für den Shiva Anhänger ist Shiva der höchste, allmächtige Gott.

Für den Vishnu Anhänger ist Vishnu der höchste allmächtige Gott.

Kleine Rivalitäten gibt es natürlich, in shivaitischen Schriften betet Vishnu Shiva an und ist von Ihm abhängig. In vishnuitischen Schriften ist es umgekehrt.

Im Prinzip kann sich der Hindu jeden Gott als den für ihn allmächtigen auswählen, es ist ja nur ein Name. Also kann auch Ganesha, der Sohn Shivas und Parvatis, diese Rolle einnehmen.

Das ganze kosmische Geschehen ist eingebunden in Brahman, das ewige Prinzip, das Numinose, die unpersönliche Gottesvorstellung. Jeder zum Allmächtigen Auserwählte ist dann gleich Brahman.

Name und Form des Gottes kommen erst mit der persönlichen Gottesvorstellung zum Tragen. Dann wird aus Brahman Vishnu, Ganesha oder ganz einfach Ishvara, der persönliche Gott.

Die unpersönliche Gottesvorstellung wird Brahman nirguna genannt – Brahman ohne Form.
Die persönliche Gottesvorstellung wird Brahman saguna genannt – Brahman mit Form.
Der fleischgewordene Gott ist der Avatar, die Inkarnation.

Damit sind wir bei den drei Gottesvorstellungen, die auch das Christentum nicht anders kennt,
Vater – die persönliche Gottesvorstelllung, Brahman saguna
Sohn – der fleischgewordene Gott, Jesus.
Heiliger Geist – die unpersönliche Gottesvorstellung, Brahman nirguna.

Vishnu inkarniert ‚offiziell‘ zehn Mal, die letzte Inkarnation, als weißer Reiter Kalki, steht noch aus. In dieser Inkarnation löst Er das Universum auf. Hier ist also Vishnu der Auflösende. Man erinnere sich, was ich oben zu Shiva schrieb. Vor Seinem Erscheinen waren alle kosmischen Akte in Vishnu gegenwärtig.

Im Volksglauben inkarniert Vishnu unzählige Male. Etliche Heilige und Weise werden als Seine Inkarnationen angesehen. Da gibt es keine Beschränkungen.

Vishnus Inkarnationen und Er sind eins. Deshalb, und jetzt kommt wieder ein Verwirrspiel, kann man in Schriften eine Mischung aus allen Namen finden. Es ist kein Problem, die Inkarnation Krishna auch Narayana zu nennen, denn Krishna ist nicht verschieden von Narayana.

Shiva inkarniert nicht in der Art wie Vishnu. Hanuman, der Affengott aus dem Ramayana, gilt als sein Avatar. Im Volksglauben jedoch ist es wie bei Vishnu, unzählige Heilige und Mystiker gelten als Inkarnation Shivas, so zum Beispiel der große Philosoph Shankara, der den Advaita Vedanta kodifizierte.

Mit ‚offiziell‘ meine ich das was Indologen einmal festgelegt haben.

Shivas schöpferische Potenz wird als Phallus, Linga, der in der Vulva, Yoni, ruht dargestellt.

Erhalten und Auflösen des Universums geschieht als kosmischer Tänzer, Nataraja.

Weiterhin wird Shiva als Mahayogi, großer Yogi, in Meditation im Himalaya dargestelt.

Das Pantheon

Das Pantheon ist überschaubarer als man denkt.

Brahma mit Seiner Gefährtin Sarasvati.
Reittier ist der weiße Schwan Hamsa.

Vishnu mit Seiner Gefährtin Lakshmi.
Reittier ist der Adler Garuda.
Als Narayana ruht Vishnu auf der Weltenschlange Ananta, unendlich, auch Shesha, Rest, genannt, denn nur aus einem Überrest kann etwas Neues, nämlich die neue Schöpfung, entstehen.

Rama, der siebte Avatar Vishnus und Held des Ramayanas, mit Seiner Gefährtin Sita.
Krishna, der achte Avatar Vishnus und Held des Mahabharatas.

Shiva mit Seiner Gefährtin Parvati und den Söhnen Ganesha und Karttikeya.
Reittier ist der Bulle Nandi. Ganesha reitet die Ratte Mushika, Karttikeya den Pfau Parvani.

Hanuman, der Single, eine Affe, der im Ramayana Sita rettet.

Natürlich kommen noch ein paar Wesenheiten dazu, aber für den Anfang reichen diese. Unüberschaubar wird es nur, weil diese zwölf Gestalten viele Namen tragen.

Vishnus zehn Inkarnationen sind Fisch, Schildkröte, Eber, Mannlöwe, Zwerg, Rama mit der Axt, Rama, Krishna, Buddha, Kalkin. Buddha spielt überhaupt keine Rolle und Kalkin ist Zukunft. Die Mythen dazu finden Sie auf meiner Mythenseite.

Wenn Sie also in einer Schrift einen Eber oder einen Zwerg erwähnt finden, dann ist es Vishnu. Spricht die Schrift von ‚dem, der die Ganga im Haar trägt‘ ist es Shiva, durch dessen Haar die Gang auf die Erde kam. Der aus dem Lotus Geborene ist Brahma.

Erklärung der Vermischung anhand eines Mythos.

Shiva erschien einst als Feuerseule. Brahma und Vishnu wollten Anfang und Ende dieser Feuerseule finden. Brahma flog auf Seinem Schwan nach oben, Vishnu grub als Eber nach unten. Anfang und Ende fanden beide nicht.

Sie sehen daran, jede Vermischung ist möglich. Vishnu kann in jeder Situation als das benannt werden als was Er einst inkarnierte, es muss nicht im Zusammenhang mit der Geschichte der Inkarnation stehen. Denn als Eber rettete Er im Urmythos die Erde aus dem Wasser.

Diesen Mythos haben Shiva Anhänger ersonnen, um die Allmacht ihres Gottes, Shiva, darzustellen.

Wenn Sie nun lesen ‚Der, dessen Anfang und Ende sie nicht finden konnten‘, dann ist das eine Umschreibung für Shiva.

Ikonographie

Das Göttliche manifestiert sich auf drei Weisen

Statue – Murti
Klang – Mantra
Diagramm – Yantra, zwei- und dreidimensional

Symbolik der Statuen

Ganesha hält unter anderem Schlinge und Elefantenstock in Händen. Mit der Schlinge will Er die Seelen zu Sich holen, mit dem Elefantenstock steuert Er uns durch unser vom Karma vorgegebenes Leben.

Krishna wird Flöte spielend dargestellt, umgeben von Frauen. Krishna ist Gott, die Frauen symbolisieren die Seelen, die sich Ihm nähern, Seine Flöte, ein hohles Rohr, soll unseren Körper darstellen, der offen und durchlässig für das Göttliche sein bzw. werden soll.

Lakshmi, die Göttin des Wohlstandes, aus Ihren Händen fallen Münzen. Der spirituell fortgeschrittene Mensch wird in den Münzen eher das Symbol für geistigen Reichtum sehen.

Sarasvati, die Göttin des Wortes, der Künste und der Weisheit wird mit einem Musikinstrument dargestellt.

So hat jede Darstellung einer Gottheit, jedes Detail – Attribute, Handhaltung – tiefe Symbolik, die zur Meditation leiten soll. Wer in diese Tiefe nicht eintauchen will, wird immer etwas Totes sehen, das Wissen über die Symbolik erst gibt der Statue/dem Bildnis Leben. An der Verehrung von Statuen scheiden sich die westlichen Geister.

Die Statue, spirituell betrachtet

Eine Gottheit, Murugan, der tamilische Name für Ganeshas Bruder, trägt einen Speer (Danda) und wird zusammen mit zwei Frauen dargestellt, die Wunsch und Handeln symbolisieren (Kriya Shakti und Iccha Shakti). Der Speer symbolisiert Jnana, Erkenntnis.

Hat man Wunsch und Handeln überwunden meditiert man auf Murugan in der Gestalt ‘Dandapani’ – ohne Frauen aber noch mit Speer.

Ist man geistig so weit fortgeschritten, dass man keiner Form mehr bedarf, meditiert man nur noch auf den Speer, der nichts anderes darstellt als die Einpünktigkeit des Geistes, die dazu führt, dass man irgendwann auch den Speer vergessen kann und auf ‘Nichts’ meditiert.

So wird jeder geistigen Entwicklungsstufe des Menschen Rechnung getragen.

Transliteration des Sanskrits

Um das Sanskrit kommt man nicht ganz herum. Das Sanskrit kennt Begriffe, die wir nicht eins zu eins übersetzen können. Wie die Grönländer den Schnee in vielen Begriffen differenzieren (z. B. fallender Schnee, gefallener Schnee, matschiger Schnee), so hat das Sanskrit differenzierteste Begriffe für das Mysterium. Feinste Abstufungen, die unsere Sprache nicht kennt.

Die Transliteration ist ein weiteres Verwirrspiel.

Es gibt das International Alphabet of Sanskrit Transliteration, IAST, doch es wird meist nicht verwendet. Auch hat sich in der Transliteration vollkommen das Englisch durchgesetzt. In alten deutschen Büchern steht noch Wischnu und Schiwa.

Shiva und Vishnu schreibt man nach IAST Śiva und Viṣṇu. Es zeigt, dass das ‚s‘ von Shiva ein anderes ist als das von Vishnu und auch das ‚n‘ ist kein wirkliches ‚n‘. Deshalb wird das ‚Ś‘ auch oft mit S transliteriert, als Siva. Doch darum soll es hier nicht gehen - das Verwirrspiel will ich erklären.

Viele Inder, die Texte aus dem Sanskrit übersetzen, übertragen das Sanskrit so wie sie es für richtig halten. Und da es für sie nur das englische Vorbild gibt schreiben sie für

das lange ‚i‘ ‚ee‘

das lange ‚u‘ ‚oo‘

das ‚au‘ ‚ow‘

der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Besonders kreativ ist es, wenn ‚ksh‘ zu ‚x‘ gemacht wird und aus Lakshmi Laxmi wird. Sie übertragen ihre Sprache so wie sie sprechen in unsere Buchstaben. Und Indien hat unzähliche Sprachen. Ohne Erfahrung sitzt man davor und fragt sich, wer wohl Laxmi ist oder wer ist Gowri. Es sind die Göttinnen Lakshmi und Gauri, Gauri ist Parvati.

Manchmal lässt der Inder das ‚a‘ am Ende weg, was dann zu Shiv und Krishn führt. In Texten aus Bengalen wird ‚b‘ mit ‚v‘ vertauscht, so wird aus Bali Vali, aus Brihaspati Vrihaspati. Tamilen hängen hinter das ‚a‘ am Ende ein ‚m‘, aus Abhisheka wird dann Abhishekam. Der Inder, der das ‚a‘ am Ende weglässt schreibt Abhishek, drei Varianten für dasselbe Wort.

Manches benennt der Inder anders als es sich im Deutschen eingebürgert hat, so ist der Brahmane, die oberste Kaste, für den Inder der Brahmin.

Noch ein Beispiel zu Krishna, IAST Kṛṣṇa. Das ‚r‘ mit dem Punkt darunter bedeutet, dass das ‚i‘ so gut wie nicht gesprochen wird, es klingt nur an. Mancher Inder übeträgt das ‚ṛ‘ in ein ‚u‘ was zu Krushna führt. Für Krishna gibt es also die Varianten Krishna, Krushna, Krishn.

Dies betrifft im Prinzip nur englische Texte und Übersetzungen, in denen der Übersetzer die Schreibweise nicht anpasst. Als Faustregel kann man sagen, was gleich aussieht und gleich klingt ist auch dasselbe.

Unangenehm ist es, wenn man in einem Text z. B. nach Bali sucht, der Verfasser sich aber für Vali entschieden hat.

Die vielen Namen

Ich möchte am Beispiel Hanuman und Karttikeya auf die Namensgebung eingehen.

Hanuman gilt als Sohn des Elementes Luft, Vayu. Vayu wird auch Maruta und Pavana genannt.
Geboren wurde Hanuman Kesari (Vater) und Anjana (Mutter). Vayu ging in Anjana ein.

Als Sohn von Vayu heißt er Maruti oder Pavanaputra – Sohn (Putra) von Pavana.
Als Sohn von Kesari heißt er Kesari Nandana (Nandana bedeutet ebenfalls Sohn)
Als Sohn von Anjana heißt er Anjaneya oder Anjaniputra.
Als ‚großer Held‘ des Ramayanas heißt er Mahavira.

Karttikeya ist der zweite Sohn Shivas und Parvatis.

Karttikeya heißt er, weil seine Mütter die sechs Krittikas, die Plejaden, sind. Für sie ließ er sich sechs Köpfe wachsen und heißt damit Shanmukha.
Als Subrahmanya ist er der Kenner Brahmans.
Als Kriegsgott heißt er Skanda.
Weil er im Röhricht (Sharavana) geboren wurde heißt er Sharavanabhava.
Kumara ist er, als der junge Sohn.
Als Swaminatha ist er der Herr des Herrn.
Als Velayudha ist er der, der mit der Lanze kämpft.
Murugan heißt er in Tamil Nadu und Kerala.

So entsteht diese verwirrende Vielzahl der Namen.

Befreiung

Das Ziel des Hindus ist die Befreiung aus dem Kreislauf von Geburt und Tod (Samsara). Leben wird als Leiden betrachtet. Das bedeutet nun nicht, dass das Leben keine Freuden bringe, jedoch es sind vergängliche, von Sinnesobjekten abhängige Freuden. Die Welt gilt als Illusion (Maya), ich kann mich an einer Vase erfreuen, wenn sie zerbricht ist die Vase weg und die Freude. Um wieder Freude zu erlangen muss eine neue Vase her. Das ist der trügerische Kreislauf.

Unwirklich ist die Erscheinungwelt, weil zusammengesetzt aus Vergänglichem. Schlagen wir einem Holztisch die Beine ab ist es kein Tisch mehr. Verbrennen wir ihn ist der Tisch ganz weg.

Unveränderlich und ewig ist allein das Mysterium, das der Hinduismus Brahman nennt. Brahman ist die Essenz von allem, das Numinose zu dem die Seele sich zurücksehnt, um zu ewiger Freude zu gelangen. ParamAtman, die höchste Seele, ist eine weitere Bezeichnung für Brahman, Atman ist entsprechend die verkörperte Seele, die eins werden möchte mit der höchsten Seele.

Darum geht es, wenn in den Schriften von Befreiung gesprochen wird.

Im religiösen Kontext kann es auch den Einzug in den Himmel bedeuten. Dieser Himmel ist aber temporär. Wenn das was durch ‚gute Taten‘ angesammelt wurde verbraucht ist fällt man wieder auf die Erde, wieder in den Kreislauf von Geburt und Tod zurück.

Nur das Einswerden mit Brahman gilt als wirkliche Befreiung.

Soll und Haben

Sünde kennt der Hinduismus nicht, auch wenn in vielen Texten dieses Wort verwendet wird. Der Inder hat es vom Christentum übernommen.

Die alten Schriften kennen Papa und Punya.

Papa ist das Negative, Punya das Positive unserer Handlungen. Beides wird auf unserem Karma Konto angesammelt. Soll und Haben, wenn man so will. Papa wird nicht festgeschrieben, es kann mit Punya jederzeit ausgeglichen werden.

Auch eine Hölle gibt es nicht, eher den Hades, wie ihn die griechische Mythologie kennt, also eine Unterwelt - in Sanskrit Naraka. Aus diesem Naraka kommt man wieder heraus, wenn das Soll Konto ausgeglichen ist.

Sünde, Hölle, Dogmen sind vom Klerus erdachte Druckmittel. Weisheitstexte und Weisheitslehrer brauchen diese Mittel nicht!