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Ganesha

Ganesha Mythen – erzählt von S. A. Krishnan.

Ganesha und Chandra

Ganesha hat eine Schwäche für Süßes. Einst brachte ihm ein Anhänger viele Süßigkeiten dar. Ganesha konnte sich nicht beherrschen, Er blieb den ganzen Tag und aß fast alles auf. Die Reste stopfte er sich in seine Taschen.

Erst am späten Abend ritt er auf seiner Maus nach Hause. Sie stolperte, er fiel. Die Süßigkeiten lagen auf der Straße verstreut. Schnell stand er wieder auf, klopfte den Staub von den Kleidern, sammelte die Süßigkeiten ein und steckte sie wieder in die Taschen. Er schaute sich um - hoffentlich hatte das keiner gesehen, nein keiner weit und breit. Doch, der Mond (Chandra) hatte alles beobachtet und lachte aus vollem Hals.

Ganesha sprach verärgert: ‚Chandra! Du hast mich ausgelacht. Ich verfluche dich, ab sofort wirst du vom Himmel verschwinden und dein Gesicht nie mehr zeigen.

Ganesha hatte Chandra eiskalt erwischt. Er bat ihn, ihm zu vergeben: ‚Ich war stolz, es tut mir leid. Bitte nimm den Fluch zurück.‘

Ganesha ist stets schnell im Vergeben. Doch konnte er den Fluch nicht zurücknehmen.

Er sprach: ‚Chandra, ich kann meine Worte nicht zurücknehmen. Doch kann ich den Fluch abmildern. Du wirst langsam dein Erscheinen verringern und es wird nur ein Tag sein, an dem du vollkommen unsichtbar sein wirst. Danach wird dein Erscheinen wieder zunehmen und am 15. Tag wirst du in vollem Glanz erstrahlen.‘

Chandra bedankte sich ... doch Ganesha schien über etwas nachzudenken.

Ängstlich schaute Chandra auf ihn, in Sorge, eine weitere Forderung würde an ihn gestellt: ‚Ist noch etwas?‘

'Nein, da ist nichts mehr. Aber du hast mich an Chaturti (vierter Tag nach Voll- bzw. Neumond) ausgelacht. Wer immer an diesem Tag dich anschaut, wird große Probleme bekommen.'

Von dem Tag an begann der Zyklus des zu- und abnehmenden Mondes.

* * *

Alle Darstellungen Ganeshas zeigen ihn mit nur einem Stoßzahn. Darum ranken sich viele Mythen. In der folgenden Erzählung warf Ganesha seinen Stoßzahn gegen den Mond.

Ganesha war glücklich, seine Verehrer brachten ihm jede Menge Süßigkeiten dar, er hatte sich den Magen so richtig vollgestopft. Satt und zufrieden bestieg er sein Reittier, die Ratte Mushika. Bei herrlichem Mondschein zogen sie nach Hause. Es war ein langer Weg, es wurde dunkel. Eine Schlange schreckte Mushika auf. Ganesha fiel, sein Magen platzte.

Ganesha nahm die Schlange und band sie sich um den Leib, um weiteren Schaden zu vermeiden.

Ganeshas Missgeschick blieb nicht unbeachtet … der Mond konnte sich nicht beherrschen, er lachte lauthals. Ganesha riss sich einen Stoßzahn aus, warf ihn nach ihm und verfluchte ihn, unsichtbar zu werden. Nur mit Shiva als Vermittler kam ein Kompromiss zustande. Der Mond erscheint innerhalb von 15 Tagen und verschwindet wieder innerhalb von 15 Tagen.

Aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung von S. A. Krishnan.

Ganesha und Kubera

Kubera kontrollierte alle Reichtümer im Universum. Er lebt im Himalaya und ist der Nachbar von Shiva und Parvati.

Um der Welt seinen Wohlstand zu zeigen, organisiert er gern rauschende Feste. Alle Götter kamen gern, nur Shiva und Parvati hatten ihn noch nie besucht. Wenn der Gott und die Göttin zu ihm kämen, dann würden die Menschen ihn preisen und achten.

Mit diesen Gedanken ging er zum Kailash. Als er eintrat wunderte er sich über die einfache Ausstattung. Konnte der Große Gott seiner Familie kein besseres Heim bieten? Sein Wohnzimmer war größer als die ganze Wohnung Shivas.

Shiva und Parvati saßen gemütlich beisammen, als Kubera eintrat. Er verneigte sich und Shiva fragte freundlich: ‚Was führt dich zu uns, Kubera?‘

Kubera teilte voll Stolz mit: ‚Ich werde ein Fest geben.‘

Parvati unterbrach ihn: ‚Ein Fest? Was ist der Anlass, Kubera?‘

Kubera war sprachlos. Er konnte nicht sagen warum er ein Fest gibt. Einfach so eben, um seine Wohlstand zu zeigen, Freude zu haben.

Er antwortete: ‚Ich möchte feiern, das Leben feiern. Das Leben ist schön, deshalb gebe ich ein Fest.‘

Shiva schaute Parvati an. Beide wussten, dass Kubera das Fest nur gab, um seinen Reichtum zur Schau zu stellen. Sie schüttelte den Kopf und sprach: ‚Ich würde gern kommen, aber wir sind so beschäftigt.‘

‚Ich weiß, dass ihr beschäftigt seid. Ich veranstalte dieses Fest, damit ihr euch entspannen könnt … bitte …‘

Parvati erwiderte: ‚Gut, Kubera. Eben kommt Ganesha, nach Hause, er ist hungrig, ich muss für ihn kochen.

‚So kommt doch mit Ganesha, ihr könnt gemeinsam zu Abend essen bei mir.‘

Parvati lächelte, Kubera merkte nicht, dass er in eine Falle trat.

Shiva meinte: ‚Ganesha mag Feste und er isst gern. Nimm ihn mit. Wir haben wirklich keine Zeit.‘

Kubera nickte. Wenn ich Gott und Göttin nicht bekommen kann … Ganesha ist großartig.

Da kam Ganesha herein: ‚Mutter, ich bin zurück, habe einen Riesenhunger. Wann gibt es Abendessen? Wie war euer …‘

Ganesha sah, dass seine Eltern mit Kubera sprachen. Er schaute zu seiner Mutter, sie schaute, mit einem Augenzwinkern, zu ihm. Er hatte verstanden und grüßte Kubera: ‚Willkommen Kubera. Was für eine Überraschung. Was machst du hier?

Kubera erklärte, dass er ein Fest gebe.

Ganesha klatschte in die Hände: ‚Ein Fest? Ich liebe Feste. Was ist der Anlass?‘

Shiva und Parvati konnten sich nicht anschauen, sie hätten laut losgelacht.

‚Ich gebe ein Fest, um das Leben zu feiern, weil es so schön ist.'

‚Meine Eltern sind sehr beschäftigt, aber ich komme gern mit.‘

Kubera und Ganesha verabschiedeten sich von Shiva und Parvati und machten sich auf den Weg zu Kuberas Palast. Als sie ankamen erklärte Kubera: ‚Siehst du diesen Springbrunnen im Park … er ist aus Edelsteinen gefertigt.‘

'Kubera, ich bin hungrig. Glaubst du, ich kann all das genießen mit einem leeren Magen?‘ Sprach Ganesha mit seinen Händen auf den Palast zeigend.

Kubera schüttelte nervös den Kopf und rief seine Diener: ‚Schnell tragt das Essen auf. Ich habe Ganesha zu Gast.‘

Kubera überlegte, wie viel kann dieser kleine Elefant wohl essen? Kubera sollte es erfahren …

Ganesha nahm Platz und begann zu speisen. Es ist Brauch, den Gast so lange zu bewirten, bis er sagt, dass er nichts mehr möchte.

Ganesha aß alles was da war, gedacht für hunderte von Göttern. Er wollte nach jeder leeren Platte mehr. Kubera ließ weitere Platten bringen, eh er es sich versah waren sie leer. Irgendwann brachten sie das letzte verfügbare Essen, in der Hoffnung, Ganesha sei nun satt.

Aber Ganesha hatte noch Hunger: ‚Essen!‘ rief er ärgerlich. Die Diener flüsterten Kubera zu, dass die Küche leer sei. Sie servierten ihm das noch verfügbare ungekochte Essen. Alles wanderte in Ganeshas Magen.

Kubera hieß seine Diener: ‚Geht in die umliegenden Orte und kauft Essen, schnell.‘

Diener und Soldaten rückten aus. Sie brachten, was sie ergattern konnten und legten es Ganesha vor. Dieser sprach jedoch: ‚Ist das alles was ihr habt? Das war doch nur eine Vorspeise. Ich möchte essen.‘

Kubera wusste sich nicht mehr zu helfen, er gab zu: ‚Alles was da war ist aufgegessen. Meine Diener werden dir weiteres Essen bringen.‘

‚Aus?‘ Rief Ganesha ‚Aus? Wie sollte das bisschen für mich genug gewesen sein? Du kochst so wenig und lädst Gott, Göttin und mich ein?‘ Ganesha wurde mit jeder Sekunde zorniger: ‚Du hast meinen Eltern versprochen, dass ich etwas zu essen bekomme!‘

Kubera rannte davon, rannte und rannte zu den einzigen Personen, die ihn vor Ganesha schützen konnten. Er rannte zum Kailash und fiel Shiva und Parvati atemlos zu Füßen: ‚Bitte rettet mich … bitte …‘

Shiva fragte: ‚Was ist los?‘

Kubera kamen fast die Tränen: ‚Bitte macht euch keinen Spaß mit mir! Ich war stolz, dachte ich kann mir alles leisten, weil ich alles Geld der Welt besitze. Bitte … ich habe meine Lektion gelernt. Ich werde mir nie mehr etwas auf meinen Reichtum einbilden. Bitte schützt mich vor Ganesha.‘

Shiva brachte etwas Reis aus der Küche und gab es Kubera: ‚Gib das Ganesha, wenn du deinen Stolz überwunden hast.‘

Kubera monierte: ‚Ich gab ihm für hunderte von Göttern zu essen. Er ist immer noch hungrig. Das wird ihn nicht satt machen.‘

‚Du gabst für Ganesha ein Fest, um deinen Reichtum vorzuführen, so kannst du ihn nie zufriedenstellen. Wenn du Ganesha etwas mit reinem Herzen und klarem Verstand gibst, dann wird er zufrieden sein, egal was und wie viel es ist.‘

Kubera hatte die Weisheit verstanden. Als er gehen wollte kam Ganesha herein. Als er den demütigen Kubera sah, lachte er ihn liebevoll an.

Kubera bot ihm zögernd den Reis an: ‚Ich hoffe, das erfreut dich.‘

Ganesha verzehrte den Reis und klopfte auf seinen Magen: ‚Ja, ich bin satt. Danke!‘

Kubera ging als weiser Mann nach Hause. Ganesha hatte das Festessen genossen und war bis oben hin voll.

 

Aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung von S. A. Krishnan.

Ganesha und Vyasa

Alle Darstellungen Ganeshas zeigen ihn mit nur einem Stoßzahn. Darum ranken sich viele Mythen. In der folgenden Erzählung riss sich Ganesha seinen Stoßzahn aus, um das Mahabharata, das längste jemals verfasste Epos, erdacht von dem Weisen Vyasa, niederzuschreiben.

Einst meditierte Vyasa im Himalaya, als Brahma vor ihm erschien und bat, das Mahabharata zu verfassen. Vyasa war entsetzt, er konnte diese komplexe Erzählung nicht ersinnen und niederschreiben. Er brauchte jemanden, der ihm das Schreiben abnahm. Brahma schlug Ganesha vor. Vyasa meditierte auf ihn und Ganesha erschien, fragend was er für ihn tun könne.

Vyasa grüßte Ganesha und erzählte von seinem Vorhaben.

Ganesha wusste, dass Vyasa in der Lage war, das Epos zügig zu erzählen. Er stellte die Bedingung, sollte Vyasa ins Stocken geraten, würde er aufhören zu schreiben und das Amt niederlegen.

Vyasa wusste, dass Ganesha in der Lage war, das Epos zügig niederzuschreiben. Er stellte die Bedingung, Ganesha dürfe erst mit Schreiben beginnen, wenn er das Erzählte verstanden habe.

Ganesha lächelte und stimmte zu. Vyasa begann zu erzählte, Ganesha begann zu schreiben.

Wann immer Vyasa Zeit zum Nachdenken brauchte, erzählte er einen komplexen Vers. Während Ganesha nachdachte schöpfte er neue Kraft.

Allerdings trat eine kleine Schwierigkeit auf.

Das Schreibwerkzeug, mit dem Ganesha zu schreiben begonnen hatte, hielt den Anforderungen nicht stand. Ohne aus dem Schreibfluss zu kommen brach er sich einen Stoßzahn aus und schrieb mit diesem weiter. Nach drei Jahren hatte das Duo das Mahabharata niedergeschrieben.

Aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung von S. A. Krishnan.

Ganesha und Parashurama

Alle Darstellungen Ganeshas zeigen ihn mit nur einem Stoßzahn. Darum ranken sich viele Mythen. In der folgenden Erzählung verlor Ganesha seinen Stoßzahn im Kampf gegen Parashurama, Rama mit der Axt, einem Avatar Vishnus.

Parashurama hatte eben den letzten Krieger vernichtet und rief einen Siegesschrei aus. Seine Axt hatte er von Shiva persönlich erhalten. Shiva hatte er den Seig zu verdanken. Er machte sich auf zum Kailash, um ihm zu danken. Vor dem Tor stand Ganesha: ‚Du kannst im Moment nicht eintreten.‘

‚Warum?‘

‚Meine Eltern ruhen. Sie möchten nicht gestört werden.

Parashurama versuchte, seine aufkeimende Wut zu unterdrücken: ‚Ich bin Shivas Schüler und sein Verehrer, ich habe das Recht, ihn jederzeit aufzusuchen.‘

‚Nein!‘ Wiederholte Ganesha.

Parashurama kannte Ganesha zu gut, er hatte keine Chance. Doch einen Versuch wollte er noch wagen.

‚Lasse mich ein oder ich erkämpfe mir den Zutritt!‘

Ganesha zog seine Waffe … die beiden Kontrahenten waren sich ebenbürtig. Nur kämpfte Ganesha gelassen, Parashurama kämpfte verbissen. Er musste gewinnen. Er warf seine Axt auf Ganesha.

Ganesha verharrte eine Sekunde, es war die Waffe seines Vaters. Er durfte sie nicht abwehren. Er schloss seine Augen. Die Axt hieb ihm einen Stoßzahn ab. Als dieser auf die Erde fiel tat es einen Schlag, durch den Shiva und Parvati erwachten.

Parvati rannte hinaus und sah den Zahn ihres Sohnes und eine Axt auf dem Boden liegen. Parashurama war entsetzt, als er ihren Blick wahrnahm. Und im nächsten Moment stand Durga vor ihm, die Kriegerin des Universums. Schon zog sie ihre Waffe: ‚Du hast meinen Sohn verletzt! Ich werde dir die Arme abschlagen!‘

‚Mutter, es war ein fairer Kampf, ich war …‘ die Worte Ganeshas verhallten. Durga war nicht in der Stimmung, irgendjemandem zuzuhören.

‚Parvati!‘ Rief Shiva. ‚Weißt du, wen du vor dir hast? Das ist Parashurama, er ist mein Schüler. Vergib ihm!‘

Durga schaute von einem zu anderen, atmete tief durch und verwandelte sich wieder in Parvati.

Parashurama war klar, dass er sein Leben Shiva verdankte und Ganesha. Er verneigte sich vor ihm, entschuldigte sich und überreichte ihm seine Axt. Ganesha lachte und hob seinen Stoßzahn auf.

Aus dem Englischen mit freundlicher Genehmigung von S. A. Krishnan.