Skip to content

Die Kasten

Beim Kastensystem wird oft auf die Heiligen Schriften verwiesen.

So spricht Krishna in der Bhagavad Gita (IV.13), dass Er vier Varnas mit den ihnen obliegenden Pflichten schuf. Varna bedeutet wörtlich Farbe. Hier ist das Wort im Sinne von Stände, Klassen der Gesellschaft, gemeint. Klasse nicht wertend, sondern (ein)ordnend.

Diese vier Varnas sind:
Brahmane – Klerus, die geistige Macht.
Kshatriya – Regent, die weltliche Macht, ehemals der Kriegeradel.
Vaishya – Bauer, Nährstand, Kommerz.
Shudra – Arbeiter.

Analog dazu kennen wir: Klerus, Exekutive/Legislative, Nährstand/Kommerz, Arbeiter/Angestellte.

Brahmane wurde man damals nicht durch Geburt, sondern durch Weisheit. Geistige und weltliche Macht, Brahmane und Kshatriya, arbeiteten zum Wohl des Landes zusammen.

In den Mythen ist Brihaspati der Brahmane, der Berater der Götter. Indra ist der Kshatriya, der König der Götter.

Die Kasten haben einen Bezug zum menschlichen Körper
Brahmane – Kopf – denken.
Kshatriya – Arme – schützen.
Vaishya – Beine – stützen.
Shudra – Füße – tragen.

Die Kasten haben einen Bezug zu den drei Gunas. Sattva (Klarheit, Ausgewogenheit), Rajas (Leidenschaft, Gier), Tamas (Dunkelheit, Verblendung).
Bei den Brahmanen überwiegt Sattva, sie sind die Denker, Philosophen und geistigen Führer.
Bei den Kshatriyas überwiegt Rajas, sie  regieren, kämpfen und verteidigen ihr Land.
Bei den Vaishyas überwiegt Tamas, sie handeln und häufen Reichtum an.
Bei den Shudras überwiegt keiner der Gunas, sie dienen den ersten dreien.

Alles was ich hier aufführe sind die Idealvorstellungen, die zu Zeiten, als ‚die Welt noch in Ordnung war‘, dargelegt wurden.

So mag es heute noch weise Brahmanen geben. Die, die ich bisher getroffen habe waren Händler die Rituale verkaufen und sich durch Geburtsrecht Vorteile erheischen.

Die universelle Gesellschaftsstruktur ist zu dem Kastensystem verkommen, wie es heute in Indien zu finden ist. Davon haben weder Krishna noch ein anderer Verkünder Heiliger Werte gesprochen.

Im Gegenteil, Krishna spricht in der Bhagavad Gita V.18: Ein Weiser, ein Elefant, eine Kuh, ein Hund und ein Hundefleisch Esser – dem Weisen sind sie alle gleich.

In etlichen Mythen und Weisheitstexten wird gegen das Kastenwesen Stellung bezogen. Meist ist es der vom Tempelbesuch ausgeschlossene Shudra, der der Gnade eines Gottes teilhaftig wird und die Brahmanen daraufhin ob ihrer Arroganz abgestraft werden.