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Die Hochzeit

Der Ablauf einer Indischen Hochzeit ist gebunden an die Kaste und innerhalb der Kaste an Familientraditionen. Sie variiert in jedem Bundesland und sie hängt von der religiösen Ausrichtung der Familien ab. Die Hochzeit ist eine der 40 religiösen Zeremonien (Übergangsriten), die den Inder von Geburt bis zum Tod begleiten. Manche müssen täglich ausgeführt werden, andere einmal im Jahr, wieder andere einmal im Leben. Man kann sagen, keine Hochzeit gleicht der anderen. Deshalb ist dies nur ein allgemeines Beispiel.

Der Bräutigam hält über einen Vermittler beim Vater der Braut um die Hand seiner Tochter an. Der Vater der Braut stimmt zu. Der Vater des Bräutigams übergibt seine Tochter als Geschenk dem Bräutigam. Der Bräutigam heiratet die Frau, die nun ihm gehört.

Die Familien prüfen, ob das Paar körperlich und mental zusammenpasst und ob die Familien harmonieren. Dazu wird ein Astrologe befragt. Wenn die Prüfung positiv ausfällt wird im Haus des Bräutigams ein kleines Ritual zu Ehren Ganeshas vollzogen (Ganesha ist der Schwellenhüter, der Gott des Anfangs).

Beide Familien beten zu den Sumangalis ihrer Familie. Sumangalis sind Frauen die ein gutes Schicksal hatten, das heißt, die zum Beispiel vor ihrem Mann gestorben sind. Fünf bis acht Damen werden stellvertretend für diese Sumangalis zu einem Fest geladen und als erste verehrt und bedient. Es ist das einzige Fest, bei dem Frauen vor den Männern essen. Neben den Sumangalis wird ein unverheiratetes Mädchen eingeladen.

Die Schwestern des Vaters und die Brüder der Mütter laden ihre Neffen und Nichten zu einem Festessen ein, als Zeichen des Wohlstandes. Das Fest dient dazu, die Familien zusammenzuführen.

Da die Hochzeit am Ort der Braut stattfindet fährt die Familie des Bräutigams zu den Brauteltern. Vor Abfahrt wird ein Ritual zu Ehren Ganeshas durchgeführt, das ein Priester leitet.

Die Familie der Braut empfängt die Familie des Bräutigams, sie erhalten eine Kokosnuss, Blüten und danach ein für diesen Anlass zubereitetes Mahl. Man geht in den Tempel und der Bräutigam schickt einen Brahmanen, der den Vater an seiner Stelle nochmals um die Hand der Tochter bittet.

Der Bräutigam geht in einer Prozession vom Tempel zum Haus der Braut. Dort wird von den Brüdern der Braut die Hochzeitskleidung übergeben. Der Bräutigam wird der Öffentlichkeit vorgestellt und wer etwas Negatives über ihn weiß hat nun noch die Gelegenheit dies dem Vater der Braut mitzuteilen.

Am Abend vor der Hochzeit führen die Brauteltern  ein Ritual zu Ehren Ganeshas für die Eltern des Bräutigams durch. Dabei wird nochmals bestätigt, dass beide Eltern der Hochzeit zustimmen. Die Eltern des Bräutigams übergeben der Braut einen Sari aus Seide. Auch von den Schwestern des Bräutigams werden Geschenke übergeben.

Der bisher unverheiratete Bräutigam bittet seinen Vater, nun in das Leben des Haushälters, Grihastha, überwechseln zu dürfen. Siehe ‚Indien > Das Leben‘.

Fünf verheiratete Frauen der beiden Familien pflanzen neun verschiedene Samen in fünf Töpfe und begießen diese mit Milch und Wasser.

Nun trägt der Bräutigam das erste Mal einen Soman (Wickelrock, der mit einem Teil durch die Beine gebunden wird). Der Bräutigam entfernt sich vom Haus der Braut und wird vom Vater der Braut zurückgeholt. Dies ist eine nochmalige Bekräftigung, dass der Vater die Braut an den Mann übergeben will.

Der Bräutigam wird von seinen Onkeln zur Braut gebracht. Geschmückt empfängt sie ihn. Beide bekommen Girlanden umgehängt und tauschen diese aus.

Der Bräutigam führt die Braut zu einer Schaukel, sie setzen sich darauf, werden verehrt und mit Süßigkeiten beworfen. Dazu werden fröhliche Lieder gesungen. Dies ist das erste Mal, dass der Bräutigam die Braut berührt.

Nun beginnt die Hochzeit mit den Vedischen Ritualen. Der Vater der Braut wäscht dem Bräutigam die Füße. Der Bräutigam bittet den Brahmanen, das Ritual zu beginnen. Dieser verspricht, dies zu tun und beginnt mit einem Ritual zur Verehrung Ganeshas.

Der Hochzeitsgemeinschaft wird mitgeteilt wer heiratet und die Abstammungslinie beider Familien wird verlesen.

Nun wird die Braut dem Bräutigam übergeben. Der Brautvater hält ein Betelblatt und eine Betelnuss in Händen, die Braut hält eine Kokosnuss in Händen. Die Braut legt ihre Hände in die des Vaters und der Bräutigam bekommt die Hände der Braut vom Vater übergeben. Die Mutter gießt Wasser über die Hände ihrer Tochter während diese in die des Mannes gelegt werden. Der Vater spricht: ‚Ich übergebe Dir, der du die Personifikation von Vishnu bist, meine mit Gold geschmückte Tochter als Geschenk. Möge sie unseren Ahnen Ehre machen. Möget ihr Kinder haben und eure religiösen Pflichten erfüllen‘. Der Bräutigam spricht: ‚Ich nehme sie an mit dem Segen der Sonne, mögen uns die Ashvin beschützen‘. Die Übergabe der Braut ist nun vollzogen. Es wird erwartet, dass die Brauteltern weinen.

Der Bräutigam entzündet das Feuer für das Feuerritual.

Der Brautvater ist dankbar, dass der Bräutigam die Braut übernommen hat, er wäscht ihm zum Dank die Füße und bietet ihm Joghurt mit Honig an. Der Bräutigam betet, dass es seiner Familie immer gut gehen möge.

Der Bräutigam gibt nun jedem bekannt, dass er die Braut heiraten werde. Er schaut sie intensiv an, spricht mit ihr und bittet sie, ein Mitglied seiner Familie zu werden.

Die Hochzeitsrituale beginnen. Der Bräutigam tröstet die traurigen Eltern und versichert ihnen, dass es ihre Tochter gut bei ihm habe. Seiner Braut sagt er was er von ihr erwartet, nämlich, dass sie sich in die Familie einfüge und einen tugendhaften Lebenswandel führen möge.

Die Brahmanen werden gebeten das Wasser für das symbolische heilige Bad zu bringen, um alle schlechten Eigenschaften und Taten vor der Hochzeit abzuwaschen.

Die Braut bekommt zwei goldene Halsketten, eine von ihrem Vater und eine vom Vater des Bräutigams. In diese Kette ist ein religiöses Symbol eingearbeitet. Bevor die Ketten der Braut umgehängt werden, werden sie durch die Hochzeitsgesellschaft gereicht, damit jeder sie berührt.

Die Schwester des Bräutigams übergibt der Braut Ringe, die an je drei Zehen getragen werden.

Der Bräutigam gürtet die Braut mit einer Schnur aus Durvagras und führt sie vor das Opferfeuer. Das ist das zweite Mal, dass der Bräutigam die Braut berührt. Der Bräutigam stellt die Braut dem Feuer vor und das Feuerritual beginnt.

Die Braut bringt alle Finger zusammen nach oben und der Bräutigam umschließt sie mit seiner Hand. Dazu wird ein Gebet gesprochen, das den Wunsch nach Kindern zum Inhalt hat.

Die Braut macht sieben Schritte nach Osten oder nach Norden, bei jedem Schritt wird ein Gebet gesprochen. Dann umrunden beide das Feuer und setzen sich davor, die Braut in südliche, der Bräutigam in nördliche Richtung. Er opfert sechzehnmal geklärte Butter dem Feuer. Sie umrunden das Feuer nochmals, dann umrundet der Bruder der Frau das Feuer, zum Schluss umrundet das Paar das Feuer nochmals. Dies ist die symbolische Loslösung der Frau vom Elternhaus. Danach nimmt der Bräutigam der Braut den Gürtel aus Durvagras wieder ab. Nun sind sie Mann und Frau.

Zum Schluss findet ein letztes Feuerritual statt. Es beginnt mit dreizehn Gebeten, achtzehn Opfergaben an die Götter und Ahnen, zwölf Gebeten für das Wohlergehen des Landes und drei Gebeten um Tugenden zu entwickeln. Danach wird das Feuer in einen Topf gegeben, den die Frau zum Haus des Mannes trägt, wo das nächste Feuerritual stattfindet.

Die Hochzeit endet mit Segen, Gebeten und Ehrerbietung an die Verwandtschaft. Man geht zum Haus des Mannes dann zum Haus der Frau wo ihre Verwandtschaft das Festessen zubereitet. Das Paar sitzt zusammen, sie tauschen ihr halb gegessenes Mahl oder füttern sich gegenseitig.

Dann gehen sie in das Haus des Mannes Der Mann betritt das Haus zuerst. Die Frau folgt ihn mit dem linken Fuß. Danach wird mit dem Feuerritual begonnen.

Frauen werden von dem Gandharven Vishvavasu beschützt, dieser Gandharve wird verehrt (Gandharven sind himmlische Musikanten). Es schließt sich ein Gebet um Kinder an.

Das Paar zieht sich zurück bis es Nacht wird. Dann zeigt der Bräutigam seiner Frau das Doppelgestirn Alcor und Mizar als Symbol der ehelichen Treue. Die Geschichte dazu:

Arundhati war die Frau Vasishthas, der einer der sieben Rishis war. Agni der Gott des Feuers, verführte einst deren Frauen, nur Arundhati blieb standhaft. So wurde sie zur ‚Vorzeigefrau‘ und, gemeinsam mit ihrem Mann, zu dem Doppelgestirn Alcor (Arundhati) und Mizar (Vasishtha).

Ich bedanke mich bei P. R. Ramachander für die Zurverfügungstellung der Informationen.

Es gibt acht verschiedene Arten von Heirat (Vivaha)

Brahma Vivaha
Die arrangierte Heirat.
Daiva Vivaha
Die Tochter wird mit einem Priester verheiratet. Sie ist die Gabe an ihn, dafür, dass er für die Familie eine Opferzeremonie (für die Götter) vollzogen hat. Die Tochter ist damit ein Teil des Opfers.
Arsha Vivaha
Die Tochter wird gegen einen Brautpreis verheiratet.
Prajapatya Vivaha
Die Tochter wird ohne Brautpreis verheiratet.
Gandharva Vivaha
Liebesheirat.
Asura Vivaha
Der Mann bezahlt einen Preis an die Familie der Tochter, damit er diese heiraten darf.
Rakshasa Vivaha
Der Bräutigam entführt die Braut.
Paishacha Vivaha
Zwangsheirat, wenn die Tochter schwanger ist.